Philipp IV., der Schöne

Philipp IV., der Schöne
Philipp IV., der Schöne
 
Während König Philipp III. von Frankreich noch ganz unter dem Einfluss seines Onkels Karl von Anjou stand, machte sein Sohn Philipp IV., genannt der Schöne, schon als Thronfolger deutlich, dass er nicht gewillt war, sich ohne weiteres in die ehrgeizige Mittelmeerpolitik der Anjous in Süditalien einspannen zu lassen. Der neue König, der 1285 seinem Vater nachfolgte, hatte ein politisches Hauptziel: die Stärkung der französischen Monarchie.
 
Bei der außenpolitischen Verwirklichung dieser Zielvorstellung stieß Philipp zunächst auf den alten Dauergegner Frankreichs, England. Der Versuch, das militärische Engagement König Eduards I. in Schottland dazu zu nutzen, die Engländer aus dem Restbestand ihrer Festlandsbesitzungen, der Gascogne, zu vertreiben, führte jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis, sondern lediglich zur Bestätigung des bisherigen Status quo (1297, 1303). Mehr Erfolg schien dagegen eine Intervention in der benachbarten Grafschaft Flandern zu versprechen, die wegen der Wirtschaftskraft ihrer blühenden Tuchindustrie und wegen ihrer strategischen Lage als potenzielle Landebasis für englische Militäroperationen auf dem Kontinent eine Schlüsselstellung für das europäische Machtgefüge innehatte. Graf Guido hatte mit Unterstützung der Bevölkerung gegen die mächtigen Patriziergeschlechter in den Handelsstädten Front gemacht, die nun Schutz bei Philipp suchten.
 
Zu Beginn des Jahres 1300 gelang es König Philipp, Flandern zu besetzen und den Grafen gefangen zu nehmen, doch am Ende konnte er sich dennoch nicht durchsetzen. Nach einem Aufstand in Brügge, dem die französische Besatzung zum Opfer fiel (Mai 1300), gelang es im Juli 1302 den flämischen Fußtruppen, in der Sporenschlacht von Courtrai (Kortrijk) das französische Ritterheer vernichtend zu schlagen, sodass Philipp die Unabhängigkeit Flanderns anerkennen musste. Erfolgreicher war er dagegen im Rahmen seiner Expansionspolitik gegenüber dem Heiligen Römischen Reich. Hier schuf ein Bündnis mit König Albrecht I. die Voraussetzungen für die Unterstellung der Freigrafschaft Bur gund (1299), der Stadt Toul (1300) sowie der westlich der Maas gelegenen Teile der Grafschaft Bar (1301) unter die französische Herrschaft.
 
Der gestiegene Finanzbedarf und die damit verbundene rücksichtslose Fiskalpolitik des Königs, die auch vor der Besteuerung des Klerus nicht Halt machte, führte zu einem schweren Konflikt mit Papst Bonifatius VIII., in dem sich das französische Königtum jedoch durchsetzen konnte. Mit der Drohung, gegen den 1303 verstorbenen Papst ein Ketzerverfahren vor einem Konzil durchzuführen, konnte Philipp in der Folgezeit das geschwächte Papsttum zur Komplizenschaft bei einem Gewaltakt nötigen: der zwangsweisen Auflösung des Templerordens (1307/14), der über erhebliche Reichtümer verfügte und durch seine Machtposition das Königtum selbst zu bedrohen schien. Trotz der Grausamkeit, mit der Philipp vorging - der Großmeister und andere Würdenträger wurden 1314 in Paris öffentlich verbrannt - gehört er zu den Königen Frankreichs im Mittelalter, die die Grundlagen für die Ausbildung einer souveränen Staatsgewalt geschaffen haben.

Universal-Lexikon. 2012.

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